Samstag, 10. Oktober 2009

Manchmal ist Größe eben doch entscheidend

"You can tell the age of the boys by the size of their toys" sagt der Angelsachse und hat damit wie so oft nicht ganz unrecht. Wer mit drei in der Sandkiste einen Big-Traktor mit Schaufellader am Start hat, ist den Wettbewerbern mit ihren schwindeligen Bobby-Cars ganz klar überlegen.

Viele Jungs neigen dazu, dieses Spielchen auch in späteren Jahren auf der Straße fortzuführen, doch wer einmal einen 8x8-Kiesbomber mit 430 PS, 1.700 Newtonmetern, Sechzehnganggetriebe und natürlich mit 15 Tonnen Kies im Nacken durch das Dachauer Land getrieben hat, findet danach sogar Porsche Cayennes eher mickerig.

Wie kann man sowas noch toppen?

Mit einem Claas Lexion 530 zum Beispiel.

Der hat zwar nur 313 PS, dafür ist er sechs Meter breit, vier Meter hoch, verfügt über genügend Elektronik um einen mittleren Serverschrank zu füllen und wird mit einem Joystick gefahren, der Assoziationen an den EuroFighter weckt. Die Rede ist von einem Mähdrescher.

Einen Mähdrescher wollte ich schon immer mal fahren. Einen Kettenpanzer vielleicht auch, aber der ist mir zu eng und zu militaristisch. Aber ein Mähdrescher - ultracool.

Glücklicherweise stellt die Firma Claas in Gütersloh nicht nur Mähdrescher her, sie verfügt auch über eine recht interessante Online-Strategie zur Unterstützung ihrer Händlerschaft und den Wunsch, die Welt dies erfahren zu lassen. Genügend Gründe also für einen Geschäftsbesuch. An dessen Ende stand dann eine Testfahrt mit einem nagelneuen, auf Hochglanz gewienerten Claas Lexion 530. Herr Lohmann, seines Zeichens Landwirt, stand mir dabei helfend zur Seite, denn ohne Herrn Lohmann hätte ich beim Lexion noch nicht einmal den Zündschlüssel gefunden, geschweige denn, das Monstrum vom Fleck bewegt.

Vor der Fahrt steht erst einmal eine Kletterpartie, die Führerkanzel befindet sich in luftiger Höhe. Darin geht es vergleichsweise komfortabel zu: Klimaanlage, Radio, Kühlfach, verstell- und klappbare Lenksäule, Bordmonitor. Auf dem lassen sich über die verschiedenen Menüs alle möglichen und unmöglichen Daten abrufen, zum Beispiel über die Qualität des gerade gemähten Getreides, über die aktuellen Betriebsdaten des Fahrzeugs oder über Wartungsarbeiten, die gerade anstehen. Im vor Schaltern überquellenden Armaturenbrett ist unter anderem auch ein kleiner Drucker eingebaut, der besagte Wartungsliste auf Wunsch auch ausdruckt, damit sie der Fahrer beim Gang rund um das enorme Fahrzeug mitnehmen kann.

Gelenkt wird der Lexion 530 über ein kleines Lenkrad mit Knauf, welches sich spielerisch leicht drehen lässt. Die rechte Hand ist derweil am bereits erwänten Joystick: Schiebt man ihn vor, fährt der Mähdrescher los. Lässt man den Joystick los, bleibt der Lexion stehen, zieht man ihn zurück, geht es retour.

So fahren wir also los, der Lexion, Herr Lohmann und ich. Vorsichtig, man will ja mit dem sechs Meter breiten Mähwerk niemanden schächten, dann auf eine Berg- und Talbahn - auf der ich bei der steilen Bergabfahrt kurzfristig fürchte, vorwärts durch die Windschutzscheibe zu fallen - und schließlich auf eine Piste mit wechselnden Seitenneigungen, wo mir Herr Lohmann ganz stolz vorführt, wie das Mähwerk automatisch dem Gelände folgt. Very impressive, indeed.

Danach noch eine Runde mit etwas mehr Schmackes, bei der mir Herr Lohmann auch nicht mehr so oft helfend ins Lenkrad greifen muss.

Dann ist die Fahrt zu Ende. Motor aus, runterklettern, danke Herr Lohmann. Das Action Item "Mähdrescher fahren" kann ich jetzt als erledigt betrachten. Möchte ich sowas jeden Tag machen - während der Erntezeit drei Wochen lang nahezu ohne Pause? Eher nicht.

Aber in der Münchner Altstadt wäre man mit einem solchen Teil definitv der Chef.

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