Dienstag, 2. Dezember 2008

Fahrt im Smart


Am Freitag hatte ich einen Termin in Gütersloh und habe mir in Kassel einen Smart Fortwo geliehen. Mit dem Auto bin ich dann in den folgenden Tagen rund 400km in der Gegend herumgefahren. Hier ein paar Eindrücke, die vor allem für diejenigen interessant sein dürften, die noch nie mit einem Smart gefahren sind oder nur die erste Generation kennen.

Der erste Eindruck: Gepäck einladen, einsteigen, alles einstellen.

Die Heckklappe geht etwas umständlich auf. Erst muss man am Zündschlüssel einen Knopf ein paar Sekunden drücken, dann springt die Heckscheibe einen Spaltbreit auf. Dann die Heckscheibe hochklappen, zwei Hebel an der Heckklappe betätigen und die Heckklappe runterklappen. Der Kofferraum ist gefühlt nicht nennenswert größer als beim alten Smart, aber zwei Reisetaschen gehen locker rein, den Rest kann man bei Bedarf oben auf die Ablage stapeln.

Rein ins Auto, die Rückspiegel sind groß, die Rundumsicht zumindest nach vorn toll, nach hinten durchschnittlich, auch der Innenrückspiegel könnte größer sein. Für Leute, die den Smart nicht kennen, ist es sehr gewöhnungsbedürftig, dass der Wagen keinen Meter hinter dem eigenen Hintern endet. Der erste Qualitätseindruck ist sehr gut. Alles fasst sich solide an,auch wenn die glänzenden Blenden nur aus Plastik sind. Das Design ist frisch, aber nicht overgagged wie beim Mini oder beim ersten Twingo. Das Zentralinstrument klärt über das Nötigste auf und hat eine Schaltanzeige. Sehr zum positiven Qualitätseindruck tragen die guten Sitze und das mit Teppichbezogene Instrumentenbrett bei. Ein Citroen C1 wirkt innen viel ärmlicher. "Mein" Smart scheint die Passion-Ausstattung zu haben, er hat ein sehr angenehm zu greifendes Lederlenkrad, ein Dach aus transparentem Kunststoff und Alufelgen (mit Winterreifen, besser ist das).

Motor an, los.

Die Bedienung ist absolut selbsterklärend, mit Ausnahme des Getriebes und des Zündschlosses. Letztes sitzt zwischen den Sitzen. Der Smart hat eine Startautomatik: Einfach kurz am Schlüssel drehen, schon orgelt der Anlasser, bis der Motor läuft. Das hört sich übrigens nur durchschnittlich gut an. Der Schalthebel hat drei Positionen: Schaltgasse, Leerlauf und rückwärts. Nach dem Start den Hebel nach links drücken, einmal nach vorne schieben, jetzt ist der erste Gang drin. Wie schon sein Vorgänger hat auch der aktuelle Smart ein automatisiertes Schaltgetriebe mit automatischer Kupplung. Das bedeutet, dass das Getriebe ganz konventionell die Gänge wechselt, allerdings veranlasst durch einen elektrischen Schaltbefehl. Den kann man manuell mit dem Schalthebel ausführen (vor = Gang hoch, zurück = Gang runter), oder man kann seitlich am Schaltknauf einen Knopf drücken, der die Automatik einschaltet - jetzt schaltet das Getriebe selbst. Beim Vorgängermodell hatte das Getriebe sechs Gänge und die Tester monierten die herben Zugkraftunterbrechungen beim Schalten. Der neue Smart hat nur noch fünf Gänge und schaltet weicher, dennoch bleiben vor allem im Automatikbereich bei Volllastbeschleunigung die Zugkraftunterbrechungen lästig spürbar. Schaltet man von Hand, kann man das leicht selbst beheben: Einfach beim Hochschalten (wie bei einem konventionellen Getriebe) beim Schalten kurz das Gaswegnehmen und dann wieder Gas geben, es sind kaum Rucke spürbar.

Das Getriebe hat noch ein paar andere Eigenheiten: Schaltet man im Automatikbetrieb einen Gang hoch oder runter, wechselt das Getriebe sofort in den Manuell-Bereich, schaltet man manuell, bleiben wichtige Automatik-Funktionen erhalten. So schaltet das Getriebe auch im Manuell-Modus automatisch bis in den ersten Gang zurück, wenn man den Wagen an eine rote Ampel fährt. Andererseits behält der Kickdown auch im Manuell-Modus seine Funktion: Auf Pedaldruck geben Motor und Getriebe alles. Tipp: In der Stadt, gerade bei gelassener Fahrt, eher automatisch schalten, auf der Landstraße eher manuell. Was ich persönlich schade finde: Der Smart "kriecht" nicht wie andere Automatik-Autos.

Hat man sich eine Weile an das Getriebe gewöhnt, beginnt der Smart Laune zumachen. Das liegt auch an dem Dreizylinder-Motor mit 999 Kubikzentimeter und 61 PS. Damit fühlt sich das Auto durchaus kraftvoll an, und wer bereit ist, die Gänge etwas auszudrehen, wird mit einem satten Motorsound belohnt, der entfernt an einen Porsche Boxster ernnert. Das überrascht, ebenso das neu abgestimmte Fahrwerk, das in Anbetracht des kurzen Radstandes vom Komfort her in Ordnung geht. Hier haben sich seit dem ersten Smart von 1998 wirklich Welten getan.

Der Neue ist auch nicht mehr gedrosselt und rennt auf der Autobahn leicht über 150, wenn die Strecke etwas abfällt. Allerdings macht sich bei solch hohen Geschwindigkeiten der kurze Radstand bemerkbar, der Smart läuft schlecht geradeaus und braucht immer mal wieder eine Korrektur. Die Lenkung ist hinreichend exakt, im Stand aber recht schwergängig. Die Bremsen lassen sich einigermaßen gut dosieren, das Bremspedal sitzt jedoch etwas hoch.

Erstaunlicherweise sind auch längere Autobahnetappen kein großes Problem. Die Geschwindigkeit pendelt zwischen 130 und 140, die bequemen Sitze und die guteHeizung/Lüftung sorgen für ein angenehmes Klima, und an den Geradeauslauf gewöhnt man sich. Bei Vollgas ist der Smart allerdings ziemlich laut, das Plastikdach sorgt dafür. Ansonsten ist das Auto gut gemacht: Prima Türgriffe, gutes Licht, gute Scheibenwischer, guter Qualitätseindruck. Das eingebaute CD-Radio hat keine besonders gute räumliche Klangwiedergabe, das war es dann aber auch schon.

Ärgerlich sind hingegen die scharfkantigen Sitzschienen, die nach vorn herausstehen, wenn man den Sitz nach hinten schiebt. An ihnen bleibt das Hosenbein bei fast jedem Aussteigen hängen - bis es reißt. Würde der Smart mir gehören, würde ich diese Ecke mit Gummi und Klebeband entschärfen.

Auf meiner Strecke habe ich im Schnitt rund 6,5 Liter verbraucht, akzeptabel, wenn man bedenkt, dass ich den Wagen die meiste Zeit auf der AB getreten habe.

Mein Fazit: Der Smart ist ein hoch brauchbares Auto für zwei, die nicht mehr Sitze brauchen und lieber gut sitzen wollen.

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